Nigeria im Englischunterricht

Unter dem Titel “Voices from the African Continent: Focus on Nigeria” erhält das Thema Westafrika ab dem Jahr 2021 Einzug ins Zentralabitur einiger Bundesländer und löst somit das Thema „Indien“ als postkoloniale Lebenswirklichkeit im anglophonen Kulturraum und wichtiges Handels- und Entwicklungsland im Zeitalter der Globalisierung ab.

Mit dem Fokus auf Nigeria wird der Bezug zu einem Land geschaffen, das sich seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1960 bis heute im Wandel befindet und durch große politische, soziale und religiöse Instabilitäten gekennzeichnet ist. Als Cluster verschiedener Kulturen und Völkergruppen sowie vielfältiger Sprach- und Glaubensrichtungen, zeigt Nigeria gleichzeitig einen wirtschaftlichen Kontrast auf: Es beherbergt einige der reichsten Personen der Welt bis hin zu Menschen in großer Armut und Obdachlosigkeit. Die enormen Öl- und Gasvorkommen, der Handel mit modernen Start-up-Produkten, aber auch die Problematik ausgeprägter Korruption, bilden seit vielen Jahren Ausgangpunkte politischer Spaltungen und religiös-motivierter Konflikte. Sie führten zum Beispiel zu den sogenannten Biafra-Kriegen (1967-70) und der Bildung radikal-religiöser Gruppierungen wie der Boko Haram (übersetzt: „Westliche Bildung verboten“), die bis heute den muslimisch-geprägten Norden Nigerias terrorisieren.

Diese historischen und aktuellen Ereignisse  wurden von vielen nigerianischen Autoren als Basis ihres kreativen Schaffens aufgegriffen und stellen elementare Bestandteile ihres persönlichen und emotionalen Verarbeitungsprozesses dar: Die ständige Suche nach Orientierung, Sicherheit und einer stabilen Zukunft (im In- und Ausland) sowie das Lenken der Aufmerksamkeit einer internationalen Leserschaft auf die aktuellen und historischen Krisen, sind weitbekannte Motive der modernen-postkolonialen Literatur  und Filmwelt Westafrikas.